
Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) im ländlichen Bereich gibt immer wieder Anlass zur Kritik. Sinkende Fahrgastzahlen führen zu steigenden Fehlbeträgen und die wiederum zu einer Reduzierung des Angebots. Das führt weiter zu noch weniger Akzeptanz bei den potenziellen Nutzern – ein Teufelskreis.
Nachdem sich das Angebot in Herzebrock-Clarholz durch die Änderung der Linie 74 (Clarholz – Herzebrock – Gütersloh) seit Januar 2011 deutlich verändert hat, wollten wir es selbst mal wissen. Mit dem Bus von Herzebrock nach Gütersloh und dann mit der Regionalbahn „Der Warendorfer“ zurück nach Herzebrock, das war die Aufgabe. Das Ganze an einem Freitagnachmittag in den Schulferien.
Dazu muss man wissen, dass zu bestimmten Zeiten und insbesondere in den Ferien diese Strecke nur als TaxiBus bedient wird. Man muss spätestens 30 Minuten vor Fahrtantritt bei einer Servicenummer anrufen und mitteilen, mit wie vielen Personen man von welcher Haltestelle zu welcher Haltestelle fahren möchte. Der freundlichen Dame am Telefon teilte ich also mit, dass wir mit 4 Personen um 15:20 Uhr von Herzebrock nach Gütersloh fahren wollten.
Allerdings wird diese TaxiBus-Linie nicht durchgängig gefahren. Man muss an einer Haltestelle in Pixel aussteigen, vier verschiedene Möglichkeiten gibt es da, zwei davon mit Wartehäuschen – ein echter Vorteil, falls es regnen sollte. Dann teilt man der Dame mit, dass man mit der nächsten Möglichkeit nach Gütersloh weiter fahren möchte. Auf jeden Fall hat man in Pixel 30 Minuten Aufenthalt. Wozu das dienen soll, wird dem unbedarften Fahrgast nicht klar. Wahrscheinlich dient es dazu, die Strecke möglichst unattraktiv zu machen.
Nun hatten sich zu unserer Reise allerdings fünf Personen eingefunden. Als der TaxiBus, ein VW-Passat-Taxi aus Gütersloh, dann ankam, zeigte sich, dass solch spontane Entscheidungen nicht möglich sind. Wir hatten für vier bestellt, und es passten auch nur vier Fahrgäste in das Taxi. Wir verabschiedeten uns von der fünften Person und bestiegen das Taxi. Der Fahrer war freundlich und verlangte den Fahrpreis nach Pixel, 2,10 € pro Person. Dass eine Teilnehmerin eine Monatskarte hatte, fand keine Berücksichtigung. Das hätten wir bei Fahrtanmeldung mitteilen müssen. Dem Taxifahrer war aufgegeben worden, 8,40€ zu kassieren, das tat er auch. Pünktlich machten wir uns auf den Weg nach Pixel, wo wir uns von dem Fahrer verabschiedeten, der zurück zum Gütersloher Bahnhof fuhr. Das wäre ja auch unser Ziel gewesen, aber die Buslinie ist in Pixel nun mal unterbrochen. Das Taxameter zeigte hier allerdings erst 7,80€ an. Wären wir also zu viert mit dem Taxi vom Bahnhof Herzebrock bis nach Pixel gefahren, hätten wir noch 60 Cent gespart.
Bei schönem Wetter genossen wir die gute Luft in Pixel und beobachteten die vorbeirasenden Autos.
Zu genau der Zeit, die im Fahrplan vorgegeben ist, erschien dann ein anders Taxi, ein VW Bulli. Ich wollte den zweiten Teil der Fahrstrecke bezahlen, das lehnte der Fahrer aber ab. Ihm sei gesagt worden, wir hätten für die komplette Strecke schon auf dem ersten Teil der Reise bezahlt, er müsse also nichts mehr kassieren.
Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass ich beim Buchen der Fahrt zweimal bei der Servicenummer angerufen hatte, weil ich unsicher war, ob die Dame beide Teilstrecken gebucht hatte. Die andere freundliche Dame, die ich beim zweiten Anruf am Telefon hatte bestätigte dann auch, dass der erste Teil der Strecke nicht im System stünde und holte das also nach. Dabei scheint irgendwas mit meinem Zahlungswunsch nicht richtig übermittelt worden zu sein – wir haben auf diese Weise jedenfalls die unnötigen Kosten für die Mitfahrerin mit Monatskarte wieder reingeholt.
In Gütersloh kamen wir dann zehn Minuten vor der im Fahrplan genannten Zeit an. Das ist logisch, weil dieser TaxiBus ja exklusiv für uns unterwegs war, und keine weiteren Stopps einlegen musste. So blieb Zeit, im Gütersloher Bahnhof einen kleinen Snack einzunehmen und trotzdem pünktlich den Zug „Der Warendorfer“ zurück nach Herzebrock besteigen zu können. Der hielt zwar nicht auf Gleis eins, wie geplant, sondern auf Gleis zwei. Das liegt aber an demselben Bahnsteig und wurde durch Anzeige und Ansage rechtzeitig bekannt gegeben.
Also rein in den Zug, 4,20€ für die Rückfahrt bezahlt (dafür kommt man in Berlin zweimal durch die ganze Stadt) und fröhlich zurück nach Herzebrock.
Fazit: Bahnfahren zwischen Gütersloh und Herzebrock ist durch den Stundentakt auf der Bahnstrecke angenehm, wenn auch nicht besonders preiswert. Wer aber nicht in Bahnhofsnähe wohnt und deshalb direkt mit dem TaxiBus nach Gütersloh will, muss für denselben Fahrpreis schon einiges in Kauf nehmen, vom rechtzeitigen Anruf mit Nennung aller Details, (auch ob man eine Monatskarte hat) bis hin zu dem unverständlichen Aufenthalt von dreißig Minuten in Pixel.
So schnell werde ich also nicht vom Auto auf den ÖPNV umsteigen…
Heinz Willikonsky